Wenn Politiker mehr austeilen als einstecken können

Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist seit Beginn der aktuellen Legislaturperiode zu einer weniger zielorientierten Berühmtheit geworden. Vor allem der ukrainisch-russische Krieg gab ihrer Popularität einen erheblichen Schub: aus kaum einer Talkshow ist sie mehr wegzudenken. Bereits seit der Rückkehr in den Deutschen Bundestag 2017 gehört sie dem dortigen Verteidigungsausschuss an. Seit 2021 agiert sie als Vorsitzende dieses Ausschusses. Gerade für die FDP ist dieser Ausschuss – neben dem Auswärtigen Ausschuss – dabei eher so etwas wie die Restrampe für jene Politiker, die man sonst eigentlich nirgends haben will. Strack-Zimmermann hatte in der Vergangenheit eher wenig mit Aussen- und Verteidigungspolitik zu tun. Vor ihrem Einzug in den Bundestag war sie für die FDP im Düsseldorfer Stadtrat, dort für einige Jahre Fraktionsvorsitzende und auch zeitweise Stellvertreterin des Oberbürgermeisters. Dort war sie inhaltlich zu Hause und prägte die lokale FDP.

Strack-Zimmermann im Deutschen Bundestag

Ihre FDP-interne Popularität resultiert vorallem aus der Zeit zwischen 2013 und 2017. Die FDP war frisch aus dem Bundestag geflogen und suchte einen nie vollendeten Neuanfang. Strack-Zimmermann, bislang auf Landes- und Bundesebene eher unbekannt, symbolisierte diesen Neuanfang wie keine Zweite und wurde gewählt. Wohlgemerkt als Vertreterin der lokalen Parteiebene und bewusst in Abgrenzung zur Bundespolitik. Ihre Glanz war aber 2017 wieder vorbei, aber dank eines positiven Wahlergebnisses wurde MAStZ in den Bundestag gespült. Aber auch hier wusste man mit ihr nichts anzufangen, denn Kommunalpolitik spielt auf Bundesebene nur eine untergeordnete Rolle. Und nachdem der FDP zwischenzueitlich die aussen- und verteidigungspolitische Kompetenz abhanden gekommen war, fanden sich plötzlich Unbedarfte dort wieder. Strack-Zimmermann musste schliesslich auch den Stellvertretenden Parteivorsitz räumen, den ihre Parteifreundin Nicola Beer streitig machte. Die Düsseldorfer Lady mit dem schlohweissen Haar war bereits Geschichte, bevor sie wirklich Fuss fassen konnte. Denn auch die Ausschussvorsitze, ein zur Neutralität verpflichtetes Amt ohne politischen Gestaltungsanspruch, waren eher für ausgemusterte Politiker ein Versorgungsposten. Nach 2021 fand sie sich neben Michael Roth und Anton Hofreiter wieder. Ersterer musste seinen Posten im Auswärtigen Amt gerade räumen und Letzterer konnte sich nicht aus dem Fraktionsvorsitz der Grünen-Fraktion in ein Ministeramt retten.

Der Ukrainisch-Russische Krieg kam Strack-Zimmerman quasi gerade Recht, um sich neu positionieren zu können. Aus ihrem Büro kamen fortan eher die schrillen Töne: Mehr Waffen an die Ukraine, ein beispielsloses Russland-Bashing und vorallem der Kampf gegen die eigene Regierung. Ob dies sachdienlich war, interessierte die Ausschussvorsitzende nicht. Wichtig war, die mediale Darstellung zu vertiefen. Dabei kamen auch ihre Defizite zum tragen, die sie auch nach viereinhalb Jahren in der Aussen- und Verteidigungspolitik nicht ausgleichen konnte. Wutentbrannt waren ihre Reden, die vorallem auf den Bundeskanzler abzielten. In den Talkshows war sie ein gefragter Gast und ihr Twitter-Account wurde zu ihrem liebsten Mittel der öffentlichen Darstellung. In der Sprache war sie dabei wenig zimperlich, wer nicht für sie war, wurde schnell zum Nazi, Rechtsextremisten oder Russland-Freund abgestempelt. Und selbst Falschaussagen waren Strack-Zimermann und ihrem Büroleiter nicht zu schade für die Eigendarstellung.

Arbeitsstatistik Marie-Agnes Strack-Zimmermann im Deutschland Bundestag

So sehr Strack-Zimmermann Waffen für die Fortführung des Krieges suchte, so wenig konnte sie irgendwelchen Friedensbemühungen etwas abgewinnen. Dass sie gegen den Friedensappell von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer eingestellt war, versteht sich von selbst. Aber auch eines doch wesentlich versierterem Kopf als sie dies jemals war wie Wolfgang Ichinger fuhrt sie in die Parade, als dieser forderte, Friedensverhandlungen auch nur vorzubereiten. Strack-Zimmermann wollte den absoluten Sieg der Ukraine und die absolute Niederlage ohne Rücksicht auf Verluste und ohne Gedanken an die Folgen. Sie wollte, dass die ukrainische Bevölkerung im Zweifel bis zum letzten Mann und der letzten Frau kämpfte, was im Endeffekt auch bis zur physischen Vernichtung des ganzen Volkes beitragen könnte. Hier ist sie sich mit Wlodomir Selensky, ein durch Zufalln Präsident der Ukraine gewordener Komiker, einig. Was sie nicht merkte: Sie wurde damit zum besten Interessenwalter Putin´s, dessen Zeil in der Tat die Auslöschung der Ukraine als souveräner Staat ist.

Das eine „Popularität“ heute sehr unangenehm sein kann, ist dabei bekannt. Verirrte Seelen schrecken dabei nicht Gewaltdrohungen zurück. Auch dies musste Strack-Zimmermann erleben. Und hier hat sie auch zu Recht Anzeige erstattet, denn auch verirrte Seelen wie Strack-Zimmermann haben das Recht, ihre Sichtweise darzulegen. Was ihr dabei jedoch nicht in den Sinn kam: ihre eigene Ausdrucksweise zu hinterfragen. Den Verbal ist sie eine Extremistin, die gerne austeilt, aber ziemlich zimperlich beim Einstecken ist. Dabei ist selbst das Wort „Kriegstreiber“ für sie eine Beleidigung, während sie dies ganz ungeniert mit „Nazi“ oder „Putin-Freund“ kontert, egal wie der Gegenüber eigentlich zu Putin oder Russland generell steht.

Zwischenzeitlich scheint auch ihre eigene Fraktion dies ein wenig über die Stränge zu gehen. Im kommenden Jahr soll sie ins Europäische Parlament abgeschoben werden. Bis dahin wird es immer ruhiger um die schlohweisse Dame.

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